"We Ahr open" - das neue Motto der Ahrregion

„We Ahr open“. Mit diesem Slogan auf einem großen Banner vor der Autobahnabfahrt Bad Neuenahr wurden 41 Konventualen und Gäste des Rheingauer Weinkonvents begrüßt. Sie besuchten zwei Jahre nach der verheerenden Flut das Ahrtal. Den Weinbau an der Ahr hat es besonders hart getroffen. Fässer, Flaschen, Maschinen und Fahrzeuge wurden von den Wassermassen erfasst und versanken im Schlamm. Kelterhäuser, Weinkeller und Vinotheken standen meterhoch unter Wasser. Von den ehemals rund 560 ha Rebfläche an der Ahr stehen derzeit nur noch 530 Hektar zum Anbau zur Verfügung. Die Ortschaften haben teilweise schon viel geleistet, Schäden konnten beseitigt und der Wiederaufbau gestartet werden. Es bestehen aber noch tiefe Wunden und benötigen viel Zeit zur Heilung. Der Blick von Winzern und Gastronomen wird aber nach vorne gerichtet. Was nun dringend gebraucht wird, sind Gäste.

Auf insgesamt 84% der gesamten Rebfläche werden Rotweinsorten angebaut. Dieser Anteil ist so hoch wie in keiner anderen Region in Deutschland. Allen Rotweinsorten voran findet man den Spätburgunder mit einem Anteil von über 65%. Der heimliche Star ist der blaue Frühburgunder, durch natürliche Mutation des Spätburgunder entstanden, ist er eine eigenständige Rebsorte, die seit 2005 zur Arche des Geschmacks (Slow Food Stiftung für Biodiversität) gehört.

Im VDP.Weingut Burggarten wurden die Konventualen von Paul Schäfer begrüßt. Die gute Seele des Weinguts kredenzte u.a. einen 2018er Neuenahrer Sonnenberg Frühburgunder VDP.Großes Gewächs sowie einen 2020er Heimersheimer Burggarten Spätburgunder VDP.Großes Gewächs.

Die Rotweinauswahl stand auch im Mittelpunkt eines exklusiven Drei-Gang-Menüs im Traditionshotel Hohenzollern mit Weinbegleitung vom VPD.Weingut Meyer-Näkel präsentiert von Dennis Appel. Zum Hauptgericht wurden ein 2021er Frühburgunder und ein 2021er Spätburgunder S gereicht. Aber es geht auch in weiß: zum Nachtisch wurden die Gäste mit einer 2016er Marienthaler Trotzberg Riesling Auslese verwöhnt.

Oberhalb der Top Lage Walporzheimer Kräuterberg gelegen, genossen die Reiseteilnehmern einen beeindruckenden Blick auf das Tal. Bei sommerlich heißen Temperaturen bot die Terrasse eine ideale Gelegenheit, um bei einer Top Weinauswahl mit dem Weinfachmann und Hotelier Torsten Glöde und den anderen Gästen ins Gespräch zu kommen. Ein kleiner Teil der Reisegruppe nächtigte im Hotel Rodderhof, unweit vom Obertor gelegen, und genoss den Aufenthalt u.a. im herrlichen Innenhof.

Besondere Aufbruchsstimmung versprühte Peter Kriechel vom Weingut Kriechel in Ahrweiler. Er war Mitbegründer der Aktion „Flutwein.de“. Mit dieser Kampagne sollte der Wiederaufbau unterstützt werden, um den Menschen vor Ort finanzielle Hilfe zukommen zu lassen und die Bekanntheit der Region Ahrweiler als eine der bedeutendsten Weinregionen zu erhalten. Es konnten knapp € 4, 5 Mio. an Spenden durch fast 50.000 Unterstützer und nahezu 180.000 Flut-Flaschen erzielt werden. Für den Ausbau seiner Weine verwendet Kriechel überwiegend Ahreichenfässer – ein Alleinstellungsmerkmal. Beim Betriebsrundgang konnten sich die Konventualen von der Höhe des Wasserstandes und der Zerstörungskraft ein Bild machen. Sein Betrieb läuft wieder in geordneten Bahnen, einzig der Probierkeller muss noch wieder hergerichtet werden. Die Probe im Außenbereich wurde durch launige Texte in Versform untermauert. Auch hier überzeugten der 2021er Jubilus Frühburgunder trocken sowie die 2021er Ahr Spätburgunder - B und der 2020er Walporzheimer Kräuterberg Spätburgunder. Der Küchenchef des Hotels Hohenzollern sorgte für eine exzellente Verpflegung.

Beim Weingut Paul Schumacher in Marienthal stehen die größten Veränderungen noch bevor. Er wird sein Weingut an der jetzigen Stelle leider nicht weiterführen und plant die Aussiedlung an eine vor Hochwasser geschützten Stelle, an der auch wieder eine Straußwirtschaft eingerichtet werden soll. Wie die anderen Winzer auch, berichtete er eindrücklich von der unglaublich großen Hilfsbereitschaft aus dem ganzen Land, an der sich ja auch der „Rheingau“ großartig beteiligt hat. In der Probe im feuchten Fasskeller wurden ausschließlich Rotweine präsentiert – viel Aufmerksamkeit weckte das Angebot zum Kauf vom Magnum-Flaschen – alle ohne ursprüngliches Etikett und somit vom Inhalt her nicht mehr vollständig nachvollziehbar. Besonders interessiert waren die Weinfreunde am 2020er Ahrweiler Rosenthal Spätburgunder trocken und dem 2020er Walporzheimer Kräuterberg Spätburgunder trocken.

Inhaber Jürgen Doetsch vom VDP.Weingut Deutzerhof, dem kleinsten VDP.Weingut an der Ahr und weitgehend von der Flut verschont, präsentierte in einer 2021 großzügig und ebenerdigen errichteten Weinscheune als Begegnungsstätte für Weinfreunde ebenfalls Frühburgunder, davon einen 2021er Herrenberg VPD.Grosses Gewächs. Sehr gelobt wurden auch die beiden 2020er Spätburgunder VDP.Grosses Gewächse aus den Lagen Landskrone und Kirchtürmchen.

Etwas geschafft, ob der heißen Temperaturen, aber mit sehr vielen neuen Eindrücke und auch reichlich Ahr-Wein im Gepäck, machten sich die Konventualen wieder auf den Heimweg und denken an Willi Ostermanns Lied (1934) – auch wenn es sicher noch etwas dauern wird, bis es wieder so ist:

„… mir will die Schönheit, ach das so traute, das bunte Ahrtal nicht aus dem Sinn. Rheinisches Eden, Frühling für jeden, möge jahraus, jahrein es immer so sein. An der Ahr, an der Ahr, wer da nicht einmal im Leben war, weiß nicht, wie wunderbar, wie schön es ist an der Ahr.“

Unser Reiseverlauf am 7. und 8. Juli 2023 umfasste Weinproben mit Weinen:

- VDP.Weingut Burggarten in Heppingen
- VDP. Weingut Meyer-Näkel in Dernau
- VDP.Weingut Deutzerhof in Mayschoß
- Weingut Peter Kriechel in Walporzheim
- Weingut Paul Schumacher in Marienthal
- Übernachtung im Hotel Hohenzollern, Bad-Neuenahr (Ahrweiler)